Marie Claire Hitchcock
Walchum Seit 2018 engagiert sich die Arbeitsgemeinschaft „Dörfliche Vegetation – bedrohte Arten“ dafür, Wild- und Kulturpflanzen im Emsland zu erhalten. Ins Leben gerufen wurde das Projekt vom Emsländischen Heimatbund (EHB). Während Wildpflanzen in der freien Natur geschützt werden sollen, geht es im Garten darum, alte Kulturpflanzen wie Obstbäume, Beerensträucher oder eben Gemüse zu erhalten.
„Es liegt in den Genen von Heimatvereinen, Dinge zu bewahren – warum dann nicht auch Pflanzen?“, sagt Werner Kleimann vom EHB. Heimatvereine setzen sich seit jeher für den Erhalt historischer Bausubstanz, Werkzeuge oder Haushaltsgegenstände ein. Der Schritt zur Pflege alter Gemüsesorten sei da nur konsequent.
Die Arbeitsgemeinschaft konnte einen Anbieter von rund 200 alten Sorten in Leer ausfindig machen und suchte Gärten sowie Personen, die diese Sorten anbauen möchten. „Wollt ihr das nicht mal ausprobieren?“, fragte Kleimann den Heimatverein Walchum-Hasselbrock – und so wurde deren Garten der erste Standort für das Projekt.

Der Heimatgarten in Walchum
Im Garten des Heimatvereins, der kürzlich sein 25-jähriges Jubiläum feierte, wachsen nun alte Sorten von dicken Bohnen, Buschbohnen, Zuckererbsen und zwei Sorten Grünkohl. „Große Unterschiede zu anderen Sorten merken wir nicht, sie sind sehr robust und möglicherweise etwas schädlingsresistenter“, sagt Vereinsvorsitzender Heinz Dirksen.
Hinzu kommen unter anderem ein „Naschgarten“ mit Himbeeren, Johannis- und Stachelbeeren sowie zahlreiche Obstbäume wie Apfel, Birne und Mirabelle. Auch Möhren, Kartoffeln, Heilkräuter, Blumen und ein Barfußpfad gehören zum Areal. Nebenan steht ein Schafstall, dort kam in diesem Jahr auch ein Lamm zur Welt. Der Garten wurde im letzten Jahr mit dem ersten Platz beim Bauerngarten-Wettbewerb des Emsländischen Heimatbundes ausgezeichnet. 14 Mitglieder sind in der „Gärtnergruppe“ aktiv, der Heimatverein hat insgesamt rund 260 Mitglieder.

Sind zufrieden mit dem Anbau (v. l.): „Chefgärtner“ des HV Walchum-Hasselbrock Bernd Thole, Vereinsvorsitzender Heinz Dirksen und Werner Kleimann vom Emsländischen Heimatbund
Dirksen, seit 2020 Vorsitzender des Heimatvereins, betont: „Wir sind keine Experten, wir haben nur das Wissen von Hobbygärtnern und das, was uns von unseren Eltern weitergegeben wurde.“ Alle Pflanzen, auch die alten Sorten, werden biologisch gedüngt und genauso gepflegt wie andere Kulturpflanzen. Das geerntete Gemüse wird unter den Vereinsmitgliedern verteilt. Wer nett fragt, bekomme auch mal etwas mit nach Hause. Die Blumen aus dem Garten kommen bei Vereinsveranstaltungen zum Einsatz.
Für das kommende Jahr denkt der Heimatverein darüber nach, das Sortiment alter Sorten zu erweitern. Konkrete Entscheidungen stehen aber noch aus. „Wir treffen uns immer vor Beginn der Gartensaison und planen, was wir machen wollen. Bis dahin ist noch Zeit“, sagt Dirksen.
Ein wichtiges Ziel sei nun, aus den diesjährigen Pflanzen Saatgut zu gewinnen, damit die alten Sorten im nächsten Jahr wieder angepflanzt werden können. „Ohne Vermehrungsbetrieb wäre das Ganze sinnlos“, betont Dirksen. Das Ziel bleibt, „traditionelle Gartenbauarbeit mit traditionellen Sorten“ zu betreiben – und das soll sich auch in Zukunft nicht ändern.